Die Deutsche Bahn wird während des Austauschs des Aufzugs an Gleis 7 und 8 am Esslinger Bahnhof Reisehelfer einsetzen.
"Das ist ein wichtiger Schritt nach vorne“, erklärt die Esslinger Landtagsabgeordnete der Grünen Andrea Lindlohr nach einem Expertengespräch zur Barrierefreiheit am Bahnhof Esslingen mit dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn Baden-Württemberg Sven Hantel, zu dem sie eingeladen hatte. Die Bahn gab dabei bekannt, dass sie innerhalb von zwölf Wochen vom 4. Februar bis 15. April 2019 den störanfälligen und veralteten Aufzug am Gleis 7 und 8 austauschen werde. Die Verfügbarkeit der Aufzüge am Bahnhof stand im Mittelpunkt des Expertengesprächs.
„Die Bahn hatte im Juni dieses Jahres zugesagt, dass sie dafür sorgen werde, dass die Aufzüge am Bahnhofsvorplatz und zu den Gleisen verlässlicher und stabiler funktionieren werden. Nach fast einem halben Jahr müssen wir feststellen, dass der Reparaturservice weiter verbessert werden muss, denn immer wieder kommt es zu längeren Störungen. Menschen im Rollstuhl, mit Kinderwagen oder mit Schwierigkeiten beim Gehen können daher in Esslingen viel zu oft nicht mit dem Zug fahren“, bekräftigt Lindlohr.
So funktionierte der Aufzug an Gleis 7 und 8 im November nur zu rund 70 Prozent. Der Aufzug an Gleis 2 und 3 war im September und Oktober für mehrere Wochen ausgefallen. Ziel der Bahn ist, dass die Aufzüge zu 97 Prozent verfügbar sind. Lindlohr hatte von der Bahn bereits mehrfach den Einsatz von Reisehelfern gefordert.
Am Gespräch nahmen neben dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn Baden-Württemberg Sven Hantel und dem Leiter der DB Station und Service AG Regionalbereich Südwest, Michael Groh, auch die Behindertenbeauftragte des Landkreis Esslingen Marlis Haller mit einem Teil einer Expertengruppe aus Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern teil. Ebenso nahmen der VdK-Kreisvorsitzende Wolfgang Latendorf, die Vorsitzende des Vereins Rückenwind Ursula Hofmann sowie die Inklusionsbeauftragte der Stadt Esslingen Diana Rüdt an dem Austausch teil.
Die Behindertenbeauftragte für den Landkreis Esslingen Marlis Haller will erreichen, dass die Bahn frühzeitig mit Durchsagen und Schriftanzeigen in den Zügen, im Internet und in der Presse über geplante Baustellen und über aktuelle Störung informiert. Dabei müsse sie auch klar die barrierefreien Ausweichmöglichkeiten benennen. Darüber hinaus soll zukünftig auch vor Ort am Bahnhof informiert werden:
„Die Bahn hat zugesagt, eine entsprechende Informationskampagne zu erarbeiten, die wir auf Verständlichkeit und Nutzerfreundlichkeit gegenchecken werden“, so Haller.
Erfreulich sei zusätzlich, dass die Bahn versprochen hat, bei vorheriger Anmeldung einen kostenlosen Taxishuttle für Fahrgäste mit starken Mobilitätseinschränkungen vom beziehungsweise zum Ausweichbahnhof anzubieten.
Auch die Rollstuhlfahrer-Expertengruppe mit Birgit Huber und Ralf Fischer von der AMSEL-Kontaktgruppen für MS erkrankte Menschen sowie Markus Schmidt von der Lebenshilfe Kirchheim und der Esslinger Rollstuhl-Aktivbürgerin und Sonderpädagogin am Rohräckerschulzentrum Judith Bayha betonten, dass bessere und aktuelle Informationen die Mindestvoraussetzung dafür seien, dass Menschen mit Behinderungen ihre Mobilität planen und die Bahn nutzen könnten.
Ursula Hofmann, die sich als Vorsitzende des Vereins Rückenwind für pflegende Mütter behinderter Kinder einsetzt, ergänzt:
„Menschen im Rollstuhl brauchen in der konkreten Situation bessere Hilfsangebote, wie sie von A nach B kommen können. Dazu gehören verständliche und nützliche Lautsprecheransagen in den Zügen und an den Bahnhöfen genauso wie Hinweisschilder über mögliche Umleitungen, wenn ein Aufzug nicht funktioniert.“
Die Bahn kündigte zudem an, die zweite Kinderwagenschiene, die an der südlichen Ausgangsseite seit der Renovierung der Unterführung fehlt, möglichst schnell wieder anzubringen.
Lindlohr, die im Frühjahr mit einer Kundgebung am Bahnhofsvorplatz auf die schlechte Aufzugssituation aufmerksam gemacht hatte, begrüßte das Angebot der Bahn, das Expertengespräch zur Barrierefreiheit zu wiederholen.