Die Digitalisierung verändert unsere Art zu leben, ob in der Wirtschaftswelt oder in sozialen Zusammenhängen.
Sie ist hoch dynamisch und noch lange nicht abgeschlossen. Doch was ändert sich tatsächlich? Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich? Wo liegen Risiken? Und wo und wie sollte die Politik gestaltend eingreifen, um Chancen der Digitalisierung für Mensch, Wirtschaft und Umwelt Wirklichkeit werden zu lassen?
Zu diesen Fragen habe ich als Vorsitzende der Projektgruppe Digitalisierung der Landtagsfraktion die Veranstaltung „Schöne neue Welt?! Die Digitalisierung gestaltet“ im April initiiert. Damit wollten wir als grüne Fraktion einen sachlichen Blick auf den digitalen Wandel zu werfen, uns Rückmeldung zur Digitalisierungsstrategie „digital@bw“ der grün-geführten Landesregierung einholen und grüne Ziele für eine erfolgreiche Digitalisierung aufstellen.
Mit den grünen Redner*innen des Tages, unserem Fraktionsvorsitzenden Andreas Schwarz und unserer Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, bin ich einig, dass die Frage, ob wir den digitalen Wandel gut oder bedrohlich finden, nichts bringt. Die Frage für mich ist, ob wir Zuschauer des Prozesses sein wollen oder ob – und wie – wir ihn aktiv gestalten wollen. Und wie viel es zu gestalten gilt, haben auch die Referent*innen uns gut gespiegelt. Neben dem Netzökonom Holger Schmidt, der Netzpolitikerin Laura Dornheim und Prof. Tilman Santarius, unter anderem Autor des spannenden Buches „Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit“, waren auch Start-Ups zu einer kleinen Messe gekommen, um ihre Sicht auf die Digitalisierung in die Debatte einzubringen und sich mit uns und den Gästen auszutauschen.
Es wurde einmal mehr deutlich, dass die Bewegungen zum Beispiel im Wirtschaftsbereich immens sind. Neue Geschäftsfelder werden neue Unternehmen groß und andere Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell nicht anpassen, klein machen. Dieser Prozess ist in vollem Gange und wird mit weiteren Wellen voranschreiten. In Baden-Württemberg spüren wir dies bei genauer Betrachtung schon. Ob Amazon, Google oder Facebook inklusive WhatsApp, um nur einige sehr bekannte Unternehmen zu nennen: Die Wertschöpfung verschiebt sich. Und ob unsere Automobilindustrie schon weiß, wie sie als digitale Mobilitätsanbieter Geld verdienen kann, ist ungewiss.
Unsere Welt im digitalen Wandel ist eine Welt der Ambivalenz. Sie ist gestaltungsoffen – und stellt uns damit vor eine Aufgabe, die wir annehmen sollten. Die Gestaltung des digitalen Wandels bietet große Chancen für unser Land. Sie kann zum Beispiel durch einfachere Beteiligungsformen den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern; sie kann Baden-Württemberg innovativer machen, sie kann die Energiewende durch digital gemanagte Stromeinspeisung voranbringen, sie kann uns neue Wege aufzeigen, Energie und Ressourcen zu sparen und kann den Beschäftigten mehr Freiheitsgrade – und nicht mehr Druck – in der Arbeitswelt verschaffen. Nichts davon geschieht aber einfach so, sondern durch politische Entscheidungen. Das ist eine Aufgabe für Grüne, die wir annehmen sollten. Dafür setze ich mich ein.