Für einen guten Öffentlichen Verkehr bei uns, für mehr Klimaschutz und weniger Stau.
Die Filder und das Neckartal – heute wie früher sind diese beiden Räume eng miteinander verbunden. Das gilt ganz besonders für Esslingen als wichtiges Oberzentrum und seine Nachbargemeinden auf den Fildern: Wir sind eine tolle Region zum Wohnen und Arbeiten, und gerade auf den Fildern entstehen viele neue hochqualifizierte Arbeitsplätze.
Eine gute und attraktive öffentliche Mobilität ist für die Menschen in unserem Ballungsraum wichtig. Die Straßen bei uns sind voll. Deshalb ist die Verlängerung der Stadtbahn von Ostfildern nach Esslingen für unsere Region ein enorm wichtiges Schienenprojekt, für das wir GRÜNE uns seit langem auf vielen Ebenen einsetzen.
Die neusten Informationen und eine Möglichkeit mitzudiskutieren finden Sie auch unter anderem auf der Facebookseite: "Stadtbahnverbindung Ostfildern - Esslingen".
Die Fildern und Esslingen mit Schienen verbinden – die Idee ist nicht neu, und einige werden sich erinnern: Ein halbes Jahrhundert lang existiere mit der Esslingen-Nellingen-Denkendorf-Linie (END) eine der schönsten Überlandstraßenbahnen in Deutschland. Im Februar 1978 kam das Ende der END: Der schlechte Zustand des Schienennetzes, veraltete Technik und Wagen – aber auch die damalige Bereitschaft, Verkehrsraum dem Auto zu opfern, sorgten dafür, dass die beliebte Straßenbahnlinie ihren Betrieb einstellen musste.
Nach Vorstudien für eine neue Schienenstrecke in den 2000er Jahren begannen 2013 die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) mit einer neuen Untersuchung. Denn modernere Fahrzeuge können größere Steigungen überwinden – das verkürzt die nötige, aber teure Tunnelstrecke am Zollberg und senkt die Kosten.
Im Sommer 2019 berechneten die SSB in einer Standardisierten Bewertung der Strecke einen Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) von 1,02. Ein Nutzen-Kosten-Verhältnis größer als 1 bei einer Streckenuntersuchung ist die Grundvoraussetzung für den Erhalt von Bundeszuschüssen über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) des Bundes, also faktisch für die Realisierung des Projekts.
Am 1.1.2020 ist die Novellierung des Bundes-GVFG in Kraft getreten. Seitdem gibt der Bund für die Finanzierung von neuen Schienenprojekten mehr Geld, nämlich bis zu 75 Prozent auf die zuwendungsfähigen Kosten, inklusive Planungskostenpauschale in Höhe von 10 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Das grün geführte Land beteiligt sich neben den vom Bund nicht abgedeckten Baukosten nun auch an den Planungskosten von neuen Schienenprojekten. Dadurch verringert sich der Kostenanteil der Kommunen an den Gesamtkosten erheblich, denn Planungskosten fallen schwer ins Gewicht. Unter diesen guten Rahmenbedingungen müssen wir jetzt die Chance ergreifen, dieses Schienenprojekt nach voranzutreiben.
Ungefähr 1.900 zusätzliche ÖPNV-Fahrten am Tag würde es Schätzungen zufolge mit einer Stadtbahn geben. Das entspräche fast einem Minus von 30.000 gefahrenen Kilometern beim motorisierten Individualverkehr pro Tag. Für das Gelingen der Verkehrswende und mehr Lebensqualität durch weniger Staus und Abgase ist das Projekt unerlässlich. Damit es wirklich auf die Schiene kommt, bin ich seit vielen Jahren regelmäßig mit dem Landkreis, der Region, Gemeinderät*innen und Vertreter*innen der Wirtschaft in Kontakt. (Dazu meine Pressemitteilung vom Oktober 2016.) Denn um so ein großes Projekt gemeinsam zu stemmen, braucht es ein gutes Netzwerk! Wichtig ist auch, dass die Trassen für die Bahn bei kommunalen Bauprojekten, wie zum Beispiel dem Nürk-Areal in Esslingen, in die Planungen integriert werden.
Die Standardisierte Bewertung, mit der die Wirtschaftlichkeit des Projekts berechnet wird, wurde zwischenzeitlich durch das BMVI überarbeitet. Zum Beispiel werden nun Klimaschutz-Effekte bei Projekten stärker gewichtet. Mit der neuen Bundes-Förderung und der Überarbeitung der Berechnungsmethode für die Wirtschaftlichkeit gibt es also neue Perspektiven für dieses in unserer Region sehr wichtige Schienenprojekt.
Und es geht voran: Im März 2023 hat der Verwaltungs- und Finanzausschusses des Kreistags beschlossen, bei der möglichen Verlängerung der Stadtbahn U7 nicht nur die Strecke von Ostfildern-Nellingen nach Esslingen, sondern auch die Verbindungen nach Denkendorf und Neuhausen untersuchen zu lassen (die Beschlussvorlage können Sie hier einsehen). Das könnte langfristig einen kleinen Ringschluss von den Fildern ins Neckartal mit Drehpunkt Neuhausen bedeuten. Es freut mich sehr, dass unser Engagement Früchte trägt und bin gespannt auf das Ergebnis der nun in Auftrag zu gebenden Untersuchungen.
Einen Bericht dazu in der Esslinger Zeitung finden Sie hier.
Nun gibt es gute Neuigkeiten: Die ersten Zwischenergebnisse der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie sind da. Diese besagen, dass die verkehrliche Wirkung der Direktverbindung zwischen den Fildern und Esslingen inklusive Anbindung von Denkendorf als hoch einzuschätzen ist. Das lässt es möglich erscheinen, dass der notwendige Nutzen-Kosten-Indikator für Bundeszuschüsse über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz erreicht werden kann. Auch die neuen Bewertungskriterien wie das Berücksichtigen von Barrierefreiheit, Klimaschutz und Energiespareffekte, die seit dem 1. Juli 2022 gelten, erhöhen die Chancen, dass das Projekt den Wert von über 1,0 erreicht.
Da die Streckenführung einige Herausforderungen durch Topografie und städtebauliche Rahmenbedingungen beinhaltet, wird es jedoch noch ein Infrastruktur-Gutachtens geben. Zu den Herausforderungen gehören unter anderem Tunnelbauwerke in Nellingen und dem Zollberg, die städtebauliche Integration der Endhaltestelle am Esslinger Bahnhof und der Straßenbahntrasse in die Neugestaltung des Nürk-Areals in der Pliensauvorstadt und eine Brücke über die B 10. Die Ergebnisse des Infrastruktur-Gutachtens sollen bis Ende des Jahres vorliegen. Daraufhin wird entschieden, ob in das nachfolgende Verfahren der standardisierten Bewertung eingestiegen werden soll.
Die schlechte Neuigkeit: Die Anbindung von Neuhausen an die Stadtbahn lässt kein großes verkehrliches Potenzial erwarten. Weitergehende Untersuchungen wird es dazu wohl nicht geben. Für Neuhausen bleibt es daher dabei, dass es über die S-Bahnverlängerung von Bernhausen seinen Schienenanschluss nach Plan Ende 2027 wiedergewinnt.
Einen Bericht dazu in der Esslinger Zeitung finden Sie hier.
Unsere Veranstaltung zum Thema vom 3. März 2021 können Sie hier nochmal nachschauen:
Eine Stadtbahn von Ostfildern nach Esslingen! Für mehr Klimaschutz und weniger Stau - damit alle besser unterwegs sind.