Den Gründerstandort Baden-Württemberg noch attraktiver zu machen, ist erklärtes Ziel der Grünen Landtagsfraktion.
„Wir brauchen Start-ups für Innovationen, mit denen wir auch die ökologischen und ökonomischen Herausforderungen bewältigen können. Dazu braucht es Freiheit und gute Rahmenbedingungen durch das Land“, erklärt Andrea Lindlohr, Vorsitzende des Arbeitskreises Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau.
Ihre Landtagskollegin und langjährige Karlsruher Stadträtin Ute Leidig ergänzt: „Das Beispiel Karlsruhe zeigt, dass es sich auszahlt, wenn Stadt und Land sich gemeinsam für Gründerinnen und Gründer stark machen. Denn die sehr lebendige Gründerszene bei uns ist mittlerweile ein wichtiger Wachstumsmotor.“
Um mehr über die Bedarfe junger Unternehmen zu erfahren, besuchten die Abgeordneten aus dem Arbeitskreis Wirtschaft, Ute Leidig MdL und Alexander Salomon, wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion, Ende Mai das Karlsruher CyberForum. Das Unternehmensnetzwerk CyberForum unterstützt IT- und Hightech-Unternehmen in allen Phasen der Unternehmensentwicklung, bei der Fachkräftevermittlung oder beim Standortmarketing.
Im CyberForum ist auch das CyberLab angesiedelt, einer der offiziellen Start-up-Accelerators des Landes. Mit den sechs CyberLab-Teams apic, auvisus, softwareCantina, Blackpin, heat_it und evoach, die in verschiedensten Bereichen wie sicheres Messaging, Online-Coaching oder der Automatisierung der Kassiervorgänge durch künstliche Intelligenz tätig sind, trafen sich die Abgeordneten zu einem Arbeitsfrühstück.
Lob von Seiten der Start-Ups gab es für die Vielzahl an öffentlichen Fördermitteln wie den Innovationsgutscheinen oder das 2018 aufgelegte Landesprogramm „Start-up BW Pre-Seed“, in dessen Rahmen bereits 20 Gründungsvorhaben in der frühen Phase gefördert werden. Michael Rausch, stellvertretender Geschäftsführer des CyberForum erläutert:
„Bei uns im CyberForum erhalten Gründerinnen und Gründer eine wertvolle Beratung und Unterstützung aus unserem Unternehmernetzwerk, um ihr Unternehmen erfolgreich gründen und skalieren zu können. Wichtig sind an dieser Stelle auch steuerfinanzierte Fördergelder, denn durch sie können sie unabhängig wachsen und sich weiterentwickeln. Alternativ müssten sie sich wesentlich früher in die Abhängigkeit begeben und/oder zu früh Anteile abgeben. Potenziale und Innovationen blieben auf der Strecke.“
Ein Manko, so die Gründerinnen und Gründer, sei jedoch der hohe Verwaltungsaufwand. Ein Arbeitstag pro Woche für administrative Tätigkeiten sei schlicht zu viel. Zur Sprache kam außerdem eine Finanzierungslücke während des Studiums – innovative Ideen kämen nicht erst nach dem Abschluss.
Ein Gedanke, den Alexander Salomon gerne aufnimmt – schließlich möchte er Wissenschaft und Unternehmertum ohnehin stärker zusammen denken:
„Wir müssen wegkommen vom Ansatz, dass sich wissenschaftlicher Erfolg in der Zahl der veröffentlichten Papiere misst. Ein ebenso wichtiger Indikator muss die Anzahl der durch eine Professur betreuten Unternehmensgründungen sein.“
Salomon führt aus: „Studierende aller Fachrichtungen müssen mit dem Thema Gründung konfrontiert werden, um überhaupt erst ein Bewusstsein dafür zu bekommen. Deshalb setze ich mich dafür ein, den Gründergeist in allen Studiengängen zu verankern.“
Auch der Ruf der Start-ups nach einer zentralen Anlaufstelle, die bei rechtlichen Fragen oder Notardiensten zeitnah unterstützen könnte, traf bei den Abgeordneten auf offene Ohren. Einig sind sich Gründerszene und Abgeordnete zudem in der Bedeutung des female founding. Hier setzt das Land bereits mit dem Programm Start-up BW women an, allerdings müsse die Frauenförderung noch stärker vorangetrieben werden.