Es ging um mehr als die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus: Die grüne Landtagsfraktion hat sich am Dienstag mit Vertretern der Firmenführung von CureVac über Chancen und Entwicklungen in der Biotechnologie-Branche ausgetauscht. Dabei zeigte sich Grünen-Fraktionsvorsitzender Andreas Schwarz beeindruckt von dem „Pioniergeist und der Zielstrebigkeit“, die das Tübinger Unternehmen „in kurzer Zeit an die Spitze einer Schlüsselindustrie katapultierte“.
Schwarz: „Das Beispiel CureVac zeigt: In der Gesundheitsbranche steckt ein riesiges Potenzial. Bei der Transformation unserer Wirtschaft setzen wir uns als führende Regierungsfraktion deshalb für den Ausbau des Gesundheitsstandorts ein.“
Die Gesundheitswirtschaft sei ein attraktiver Wachstumsmarkt: ob Medizintechnik, Ausrüstung, neue Medikamente, Kampf gegen globale Erreger oder Einsatz künstlicher Intelligenz. „Hier kann und muss Baden-Württemberg Spitzenreiter werden. Wir können die Krise als Innovationstreiber nutzen. Die Voraussetzungen dafür sind hervorragend“, sagte Schwarz.
Dr. Florian von der Mülbe, Mitgründer und Produktionsvorstand von CureVac, ergänzte: „Die Heimat unseres Unternehmens ist Baden-Württemberg, auch wenn wir global agieren und mit Mitarbeitenden aus rund 40 Nationen sehr international aufgestellt sind. 20 Jahre nach der Gründung sind wir nach wie vor stark in der Region vernetzt, das medizinische und biotechnologische Know-how in und rund um Tübingen hat stets wesentlich zur Entwicklung von CureVac beigetragen. Der Standort ist für uns von großer Bedeutung, denn eine Idee, eine Innovation, braucht immer auch eine geeignete Infrastruktur; und diese haben wir in Tübingen gefunden.“
An dem Gespräch nahmen neben Fraktionschef Schwarz auch seine Stellvertreter Daniel Lede Abal und Andrea Lindlohr sowie die Gesundheitsexperten Thomas Poreski und Petra Krebs teil. Von CureVac beteiligte sich neben Mitgründer und Produktionsvorstand Dr. von der Mülbe auch Dr. Sarah Fakih, Vice President Investor Relations. Ursprünglich angedacht war ein Rundgang durch den Tübinger Hauptsitz. Wegen des verschärften Infektionsgeschehens entschieden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jedoch für ein virtuelles Treffen.
Aus dem rund anderthalbstündigen Gespräch leiteten die Landtagsgrünen einige Anregungen für ihre politische Arbeit ab. „Im Hochschulbereich müssen wir landesweit noch mehr Projekte von der Wiege zum Laufen bringen“, sagte Schwarz. „Das bedeutet: Die Politik hat die wichtige Aufgabe, wirtschaftliche Potenziale im Wissenschaftsbereich zu heben und erfolgsversprechende Unternehmen über die frühe Forschungsphase hinaus zu unterstützen.“ Der Weg von CureVac zeige: Es lohne sich, wenn Grundlagenforschung zur Anwendung komme.
Uni-Ausgründung ist eine einmalige Erfolgsgeschichte
CureVac, gegründet im Jahr 2000, ist in Folge einer unerwarteten Entdeckung in der Dissertation von Dr. Ingmar Hoerr aus der Universität Tübingen hervorgegangen. Seither treibt das Biotech-Unternehmen die Entwicklung und Optimierung des Botenmoleküls mRNA (von engl. messenger RNA) für den medizinischen Einsatz voran, insbesondere in den Bereichen prophylaktische Impfstoffe, Krebsimmuntherapien sowie proteinbasierte Therapien. „Die Ausgründung von CureVac ist eine einmalige Erfolgsgeschichte. Sie macht deutlich, wie es gelingen kann, von einer kleinen Firma zu einem weltweit renommierten Biotech-Unternehmen aufzusteigen“, so Schwarz.
CureVac und die Parlamentarier sind sich daher einig: „Baden-Württemberg ist ein Nährboden für wissenschaftliche Exzellenz. Die Kooperationen zwischen Universitäten, Hochschulen, Forscherinnen und Forschern sowie Wirtschaft und Industrie gilt es daher weiter zu vernetzen und auszubauen“, sagten CureVac-Vertreter Dr. von der Mülbe und Schwarz.
Große Hoffnungen liegen auf Impfstoff-Forschung
Das Unternehmen CureVac zählt zu den weltweit aussichtsreichsten Kandidaten bei der Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs. Im Januar 2020 hat die biopharmazeutische Firma damit begonnen, einen mRNA-basierten Impfstoffkandidaten gegen das Coronavirus zu entwickeln. Ziel ist die körpereigene Produktion eines Virus-Proteins, das eine Reaktion des Immunsystems auslöst und so Abwehrmechanismen gegen das Coronavirus bildet.
Besonders gespannt waren daher die Grünen, den aktuellen Stand der Forschungen aus erster Hand zu erfahren. „Die Ergebnisse unserer klinischen Phase 1 zur Testung unseres Impfstoffkandidaten CVnCoV erwarten wir in Kürze, Ende September haben wir bereits eine zweite klinische Studie mit mehreren hundert Teilnehmern begonnen. Mit ersten Daten aus dieser Phase 2 rechnen wir noch bis Ende dieses Jahres. Parallel bauen wir die Produktionskapazitäten zur Herstellung unseres potenziellen Impfstoffes am Standort Tübingen und mit Partnern weiter in großem Maße aus“, so Dr. Florian von der Mülbe.